Der Mekong- Mutter des Wassers

Kein anderer Fluss Asiens fasziniert so sehr wie der Mekong mit seinen vielen Gesichtern. Die Chinesen nennen ihn „Mutter des Wassers“ oder einfach „Großes Wasser“.

Er tobt durch steile Schluchten, wälzt sich durch idyllische Täler und döst träge in flacher, grüner Landschaft voran. Der Fluss gehört zu den wenigen Strömen weltweit, die noch weitgehend intakt sind.

Genaue Länge des Mekong?
Unbekannt – auf jeden Fall laaang sehr laaang

Der Mekong gehört zu den 10 längsten Flüssen der Welt. Bis heute allerdings sind sich die Wissenschaftler nicht einig, wie lang der Mekong tatsächlich ist.

Seine Quelle liegt jedenfalls im schwer zugänglichen tibetischen Hochland. Chinesische Forscher sind sich einig, dass der Mekong in der Nähe der Stadt Ganasongdou auf einer Höhe von etwa 5200 Metern entspringt. Eine französische Expedition legte dagegen den Ursprung weiter westlich und tiefer gelegen fest. Somit ist der Mekong also zwischen 4300 und 4900 Kilometer lang.

Vom tibetischen Hochland aus fließt der Mekong durch die chinesische Provinz Yunnan. Etwa die Hälfte seiner Länge liegt auf chinesischem Staatsgebiet.

Die noch verbliebenen Wälder am nördlichen Mekong sind Heimat des stark bedrohten chinesischen Tigers

Anschließend bildet er für etwa 200km die Grenze zwischen Myanmar und Laos. Hier ist der Mekong ein Niemandsland und völlig unberührt.

Dann mündet der Ruak in den Mekong. Wir sind nun am bekannten Goldenen Dreieck von Thailand, Myanmar und Laos, früher berühmt-berüchtigt für Drogen, Schmuggel und Kriminalität. Die Opiumproduktion ist heute in allen drei Ländern verboten. Dennoch können die Regierungen den Drogenhandel nicht komplett unterbinden. Im thailändischen Chiang Saen gibt es seit 2005 ein königliches Opium-Museum, in dem die Entwicklung und die Hintergründe des Drogenhandels im Goldenen Dreieck erklärt werden.

Im Mekong lebt der größte Süßwasserfisch der Welt, der Mekong Riesenwels mit bis zu 350kg –
übrigens ein Vegetarier!

Ein kurzes Stück bildet der Mekong die Grenze zwischen Thailand und Laos, bevor er in pittoresken Schluchten mit vielen Stromschnellen das nordwestliche, ursprüngliche Laos durchquert.

Ein Schmuckstück an den Ufern des Mekong ist die laotischen Königsstadt Luang Prabang

Sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, atmet den Hauch der französischen Kolonialzeit und verzaubert mit wunderschönen buddhistischen Tempel- und Klosteranlagen.

Dann bekommt das „Große Wasser“ allmählich ein Flussbett, das seinem Namen alle Ehre macht.

Westlich der laotischen Hauptstadt Vientiane bildet der Mekong wieder für mehrere hundert Kilometer die Grenze zu Thailand.

Mindestens 2800 Vogelarten leben oder überwintern am Mekong, darunter der Saruskranich und der Riesenibis

In Südlaos erweitert sich der Mekong auf eine Breite von bis zu 14 Kilometern und umschließt hier unzählige, kleine Inseln. Die Gegend heißt Si Phan Don, Land der 4000 Inseln. Die Khong Insel ist mit 16km Länge die Größte und kann mit der Fähre erreicht werden.

Im Insellabyrinth des Mekong leben noch etwa 60 der seltenen Irrawaddy-Delfine, die dort ihre Jungen zur Welt bringen.

Kurz vor der Grenze zu Kambodscha muss noch ein Hindernis überwunden werden – das Getöse des Mekong. Der beeindruckende Khon Phapheng Wasserfall ist einer der Größten in Asien. Ein Arm des Mekong stürzt hier 18m in die Tiefe, ein anderer tost weiter westlich. Zwischen den Fällen liegen die autofreien Inseln Don Khon und Don Det, die wegen ihrer entspannten Atmosphäre gerne besucht werden.

Nun strömt der Mekong weiter durch Kambodscha als wichtigste Lebensader für das Land. Die Landschaft wird flacher und während der Regenzeit steigt der Fluss bis zu 15 Meter an, so dass die Ufer regelmäßig überschwemmt werden. Zurück bleiben Schwebstoffe, die die Erde fruchtbar machen und ideale Voraussetzungen für den Anbau von Reis und anderen Nutzpflanzen schaffen.

Nebenarm Tonle Sap – der Fluss der die Richtung wechseln kann und zum größten Binnensee wird

Nördlich der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh sorgt der Mekong für eine weltweit einzigartige geografische Besonderheit: Der Tonle-Sap-Fluss, der eigentlich in den Mekong fließt, wechselt während der Regenzeit die Fließrichtung. Dann schiebt der Mekong sein Wasser stromaufwärts in den Tonle-Sap-Fluss. Diese Wassermassen bilden den Tonle-Sap-See, den größten Binnensee Südostasiens. Während er in der Trockenzeit zwei Meter tief ist, sind es in der Regenzeit bis zu 14 Meter.

Der Tonle-Sap-Fluss ist jedoch nicht nur wegen seiner zwei Strömungsrichtungen interessant. Er dient auch als Verbindung vom Mekong zur größten Tempelanlage der Welt. Bei Siem Reap liegt der bekannte Angkor Wat, seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe. Rund um den Tempel auf mehr als 200 Quadratkilometer verbergen sich mehr als 1000 religiöse Heiligtümer im Urwald. Sie sind bis zu 1100 Jahre alt und wurden erst 1860 von einer französischen Expedition wieder entdeckt.

Wenn man aber nicht dem Tonle-Sap-Fluss Richtung Angkor, sondern weiter der „Mutter des Wassers“ folgt, teilt sich der Fluss hinter der Millionenstadt Phnom Penh. Als Zwillingsfluss erreicht er Vietnam und ist inzwischen schon mehrere Kilometer breit.

Das Mekong Delta –
die Reiskammer & der schwimmende Markt von Vietnam

Träge schiebt sich das gelb-braune Wasser voran. Mit dem bloßen Auge ist kaum eine Bewegung zu erkennen. Je näher der riesige Fluss dem Meer kommt, desto langsamer fließt er in seinem Bett.

Besser gesagt: in neun Betten. In seinem 70.000 Quadratkilomter großen Delta hat der Mekong nämlich nicht nur einen, sondern neun Arme. Deshalb nennen ihn die Menschen in Vietnam auch den „Neun-Drachen-Fluss“. Hier bewegt man sich überwiegend auf dem Wasser fort und lebt in Symbiose mit dem Fluss.

Nach seiner fast 5000km langen Reise durch sechs Länder und unterschiedlichste Landschaften mündet der Mighty Mekong ins Südchinesische Meer

Den rund 90 Millionen Menschen im Einzugsgebiet des Mekongs ist es sicher relativ gleichgültig, wo ihr Fluss genau entspringt und wie lang er ist. Für sie ist der Mekong schlicht lebensnotwendig: Er ist ihre wichtigste Nahrungs- und Energiequelle. Er ist ihre Lebensader – die Mutter des Wassers!

Und auch wenn vieles noch in Ordnung ist mit dem Leben am Fluß, so drohen doch Gefahren durch Mensch und Klimawandel

Die boomende Wirtschaft Südostasiens und der Klimawandel bergen Gefahren und bedrohen den Mekong in seiner Schönheit und in seiner Funktion als Nahrungs- und Energiequelle. Für die vielen Menschen an seinen Ufern, deren Lebensgrundlage der Fluss ist, wäre dies eine Katastrophe.

Was wäre, wenn es diese faszinierenden Flusslandschaften nicht mehr gäbe? Immerhin ist der Mekong laut WWF auch Heimat von tausenden Tier- und Pflanzenarten, die weltweit nur vom Amazonas übertroffen wird. Ganz genaue Zahlen gibt es noch gar nicht, aber man geht davon aus, dass etwa 830 verschiedene Säugetiere, mindestens 2800 Vogelarten, 250 Amphibien- und 650 Reptilien-Arten im Einzugsgebiet des Mekongs leben.

Lebensraum mit Artenvielfalt – viele der zahlreichen Schildkröten- und Weichtierarten harren noch ihrer wissenschaftlichen Beschreibung

Der Klimarat der Vereinten Nationen blickt mit Sorge besonders auf das Mündungsgebiet des Mekong. In einem Bericht warnt das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) vor den Folgen der globalen Erwärmung. Diese könne zu einem Abschmelzen der Gletscher im Himalaja führen, was in den nächsten 20 bis 30 Jahren für Überflutungen, Erdrutsche und einer Verschlechterung der Wasserqualität des Mekong sorgen könne.

Aber auch Trockenheit kann zum Problem für das Mekong-Delta werden. Denn im oberen Teil des Flusses – vor allem in China – sollen viele neue Staudämme gebaut werden. Für die Bewohner des Deltas und am Tonle Sap würde dies bedeuten, dass sie langfristig ihren Lebensraum verlören.

Hilfe für den Mekong dank der Mekong River Commission und dem WWF

Um dem vorzubeugen, gründeten Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam 1995 die Mekong River Commission. Sie bemüht sich gemeinsam mit internationalen Umweltschutzorganisationen wie dem World Wide Fund For Nature (WWF) um eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz des Mekong.

Wenn du also bei einer deiner Reisen in Südostasien einmal am Mekong weilst, dann ist er nicht irgendein Fluss. Er ist ein Lebensraum, eine Lebensader, ein Lebensquell. Betrachte und erkunde ihn mit Achtsamkeit, Respekt und Liebe! Er dankt es dir mit fantastischen Anblicken und unvergesslichen Momenten!

Heidi Bleicher

FairReisen Kreateurin / General Managerin / Gründerin

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner